Die COVID-19-Pandemie hat selbst für die wohlhabendsten Länder große wirtschaftliche Verluste mit sich gebracht. Besonders bedrohlich ist die Lage für Menschen in Krisengebieten, deren Lebensgrundlagen durch das Virus unverhältnismäßig stark gefährdet sind.

Hände, die eine handvoll Reis halten
Reis, ein Grundnahrungsmittel in den meisten jemenitischen Haushalten, verzeichnete von Februar 2016 bis Oktober 2020 einen Preisanstieg von fast 164%. Allein von Januar bis Februar 2021 stieg der Preis für Reis um 15%.
Foto: Saleh Ba Hayan/̽»¨¾«Ñ¡

Schon vor der Pandemie hatten die Jemenit*innen mit einem massiven Anstieg der Nahrungsmittelpreise zu kämpfen. Das Coronavirus hat die Krise im Land durch eine Unterbrechung der Devisenzuflüsse noch verschärft. Abriegelungen in anderen Ländern stören die globalen Versorgungsketten, treiben Transportkosten in die Höhe und verzögern die Lieferung von Grundnahrungsmitteln in ein Land, das 90% seiner Nahrungsmittel importiert.  

Vor diesem Hintergrund bedeutet der starke Wertverfall der jemenitischen Währung in Verbindung mit stagnierenden Löhnen, dass die Bevölkerung Mühe hat, ihre Grundbedürfnisse zu decken. Im siebten Jahr seit Ausbruch des Krieges sind über 67% der jemenitischen Bevölkerung auf Nothilfe angewiesen.  

Eine Familie in Jemen isst gemeinsam.
Während die Preise weiter steigen, wird es für Familien immer schwieriger, Essen auf den Tisch zu bringen. Gesundheitsprobleme wie akute Unterernährung und Nährstoffmangel sind in jemenitischen Haushalten alltäglich geworden.
Foto: Saleh Ba Hayan/̽»¨¾«Ñ¡

Asrar Mohammed Basem ist eine 30-jährige Mutter, die im Camp Al-Sawda im Gouvernement Al-Dhale'e in Südjemen lebt. Sie erklärt, wie sich die Preissteigerungen auf ihre Familie ausgewirkt haben. â€žZu den aktuellen Preisen können wir nichts mehr kaufen“, sagt Asrar. â€žEin Sack Mehl kostete früher 5000 bis 6000 jemenitische Rial (YR, etwa 6 Euro). Jetzt kostet er 8500 YR (etwa 8 Euro). Wenn wir Mehl kaufen, können wir keinen Zucker und kein Öl mehr kaufen.“ 

Die steigenden Lebensmittelpreise zwingen Familien in Jemen zu ungesunden Bewältigungsstrategien. Von Ì½»¨¾«Ñ¡ durchgeführte Umfragen verdeutlichen den Ernst der Lage: 66% gaben an, die Anzahl der täglichen Mahlzeiten zu reduzieren, 74% greifen auf relativ preiswerte Lebensmittel zurück, 68% begrenzen ihre Portionsgrößen zu begrenzen und 57% der Erwachsenen lassen Mahlzeiten ausfallen, um ihren Kindern genug Nahrung zu geben. 

Hände, die eine Schale Linsen halten
Billige, nährstoffarme Lebensmittel sind für jemenitische Familien wie die von Asrar alltäglich geworden. An Tagen, an denen Asrars Mann etwas mehr verdient, kann sich die Familie Linsen oder Kartoffeln zum Abendessen leisten.
Foto: Saleh Ba Hayan/̽»¨¾«Ñ¡

Asrar und ihr Ehemann leben mit ihren sieben Kindern zusammen. Um arbeiten zu können, mietet der Vater täglich ein Motorrad, für das er 1000 YR (etwa 1 Euro) an den Besitzer zahlt. Dies ermöglicht ihm genug Einkommen, um relativ preiswerte Lebensmittel zu kaufen.  

Da die meisten Mahlzeiten der Familie aus Brot und Tee bestehen, sind Asrars Kinder zunehmend durch akute Unterernährung und den damit verbundenen Krankheiten gefährdet. Ihre jüngste Tochter Tahani hat in Folge der Lebensmittelknappheit eine Blutarmut entwickelt. 

Finanziert durch die Europäische Union, betreibt Ì½»¨¾«Ñ¡ mobile Kliniken in Südjemen. Diese bieten Untersuchungen und Behandlung von Unterernährung an. Viele der Familien, die das ̽»¨¾«Ñ¡-Gesundheitspersonal vor Ort erreicht, teilen Ã¤hnliche Geschichten. 

Asrar und Tahani werden von einem ̽»¨¾«Ñ¡-Gesundheitsmitarbeiter behandelt.
Durch die Unterstützung der EU kann ̽»¨¾«Ñ¡ die Unterernährung der fünfjährigen Tahani behandeln und auch ihre Geschwister mit Medikamenten versorgen.
Foto: Saleh Ba Hayan/̽»¨¾«Ñ¡

„Sie war stark unterernährt, weil wir keine vollwertigen Mahlzeiten hatten“, erklärt Asrar. â€žIch konnte es mir nicht leisten, sie in ein privates Krankenhaus zu bringen. Wenn wir in ein öffentliches Krankenhaus gingen, gaben sie uns Medikamente zur Behandlung ihres Fiebers und sagten uns, wir sollten den Rest von außerhalb kaufen. Die Medikamente kosten 7000 YR (etwa 7 Euro) - das konnten wir uns einfach nicht leisten.“ 

Close up shot of hands holding tomatoes, onions and chilies
Spikes in food prices have severely limited what most Yemeni families are able to consume. Surveys conducted by the ̽»¨¾«Ñ¡ have shown that most households are unable to afford fresh foods such as vegetables and fruits, and sources of protein, such as meat, eggs, fish, or dairy products.
Foto: Saleh Ba Hayan/̽»¨¾«Ñ¡

Die Schilderungen von Taqwa Hassan Ali, einer 20-jährigen Mutter, die im Camp Al-Sahdah lebt, klingen ähnlich. Im Oktober 2020 kosteten Grundnahrungsmittel wie Weizen, Reis, Öl, Zucker und Mehl mehr als doppelt so viel wie zu Beginn des Konflikts. 

Foto von einer Hand, die Mehl hält
Taqwas Ehemann, Mohammed Ahmed Saleh, erzählte ̽»¨¾«Ñ¡ von den Preissteigerungen bei Grundnahrungsmitteln und den Auswirkungen auf seine Familie. „Früher konnten wir Mehl für 6000 YR (etwa 6 Euro) pro Sack kaufen“, erklärt er. „Wir haben uns keine Sorgen gemacht, wenn wir es aufgebraucht hatten, weil es so billig war. Jetzt versuchen wir, unseren Verbrauch zu reduzieren, damit wir es uns leisten können.“
Foto: Saleh Ba Hayan/̽»¨¾«Ñ¡

„Die steigenden Preise verschlechterten unsere finanzielle Situation sehr“, sagt Taqwa. â€žWir waren nicht einmal in der Lage, das Krankenhaus zu besuchen oder Medikamente für unsere Kinder zu kaufen.“ Taqwa und ihr Mann Mohammed mussten persönliche Gegenstände verkaufen, wenn ihre Kinder krank wurden.  

Mit der Unterstützung der von der EU finanzierten mobilen Gesundheitskliniken des ̽»¨¾«Ñ¡ - zu denen auch eine mobile Apotheke gehört - hat die Familie wieder Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten für ihre Kinder. â€žDas macht einen großen Unterschied in unserem Leben“, sagt Mohammed. â€žVorher konnten wir nicht einmal zum Arzt. Durch die mobile Klinik erhalten wir Nahrung für unsere Kinder und Medikamente. Wir haben sehr von diesen Angeboten profitiert.“ 

Taqwa und Mohammed sitzen zusammen mit ihren Kindern auf einer Treppe
Wie viele Eltern wünschen sich auch Taqwa und Mohammed nur das Beste für ihre Kinder. „Ich hoffe, dass sie immer gesund bleiben und in Zukunft Ärzte werden“, sagt Mohammed.
Foto: Saleh Ba Hayan/̽»¨¾«Ñ¡

Trotz aller Rückschläge sind Asrar und Taqwa voller Hoffnung für die Zukunft ihres Landes und ihrer Familien. â€žIch wünsche mir, dass der Krieg endet und meine Kinder wieder in Sicherheit leben können“, sagt Asrar. â€žWenn es meinen Kindern besser geht, geht es auch mir besser.“ 

Partnerschaft mit der Europäischen Union

Gemeinsam mit der Generaldirektion  der EU leisten wir lebensrettende Unterstützung für Menschen auf der ganzen Welt, die von Konflikten und Katastrophen betroffen sind.